ADHS kann wie viele Neurodivergente Eigenschaften eine Superkraft sein.
Zum Beispiel ist man vielfältig interessiert. So lange Dinge spannend und interessant bleiben. Wird etwas zur Routine oder liefert keine Dopamin-Ausschüttung mehr, gehen Menschen mit ADHS zur nächsten interessanten Sache über. Wir lernen irre viel in die Breite und über den Tellerrand rüber. Aber nicht oft in die Tiefe.
Und das ist OK so und sogar nützlich.
Wir können die Welt aus irre vielen verschiedenen Perspektiven sehen.
In einem Moment kann ich die Welt wie ein Programmierer sehen und im nächsten wie ein Landwirt Und dann wie ein Projekt Manager und dann wie ein Designer und dann wie ein Koch. Weil ich alles schonmal ausprobiert habe.
Ich war in meinem Leben schon (oder habe eine Zeit intensiv daran gearbeitet zu werden):
Kaufmann
Jurist
Webdesigner
Autor
Blogger
Marketing papierbuntmacher
Gitarrist
Pianist
Sänger
Koch
Coach
Pilot
Detektiv
Schatzsucher
Künstler
Maler
Reiter
Abenteurer
Reisender
Politiker
Und das sind nur die Sachen, die mir gerade einfallen.
Und es werden noch viele in den nächsten Jahrzehnten hinzukommen.
Und mittlerweile erlaube ich mir das.
Und habe endlich die von zu Hause gelernte Hamtunf „entweder machst Du eine Sache richtig oder gar nicht“ abgelegt.
Denn die ist Bullshit.
Ich kann sehr viele Sachen zwischen 20-80 Prozent.
Aber noch viel wichtiger: Ich kann sie miteinander verbinden und sehr schnell Muster und Gemeinsamkeiten erkennen.
Alles Fähigkeiten, die mir dieses Klumpen Protein und Fett im Kopf mit sehr viel Strom drin ermöglicht 🙂
Ob dieser Test besonders wissenschaftlich ist oder nicht, weiß ich nicht. Wohl aber, dass das Pferd für mich überraschender Weise IMMER rückwärts geht. Für andere, die ich gefragt habe vorwärts und das passte auch ganz gut ins Bild und die Persönlichkeit.
Kommentiert mal: Geht das Pferd für dich vorwärts oder rückwärts?
Was haben Amerika, Post-It Notes, Viagra, Röntgenstrahlung, Penicillin, der Klettverschluss und hoffentlich dieser Artikel gemeinsam?
Sie wurden glücklicherweise entdeckt, ohne dass jemand bewusst nach ihnen gesucht hätte. (Glücklicherweise auch deshalb, weil Serendipität einen Dopaminausstuß auslöst).
Nun ja. Und dieser Beitrag hier soll eine Einladung an möglichst viele Menschen sein, die sich für eines meiner Themen hier genauso interessieren wie ich und Hallo@LXKHL.com sagen wollen. Hey McFly – betrachte es als Serendipitätskompensator 🙂
Das ist Serendipität.
(Der Begriff wurde übrigens abgeleitet von einer persischen Geschichte mit dem Titel "Die drei Prinzen aus Serendip", denen im Laufe der Geschichte mehrmals solche Momente des "etwas finden, nachdem man gar nicht suchte" passiert. Wobei Serendip wohl ein alter Name für Sri Lanka ist.
Wenn ich heute bewusst Serendipity auslösen will, muss ich nur mit dem Vorsatz ein einziges Buch auszuleihen in die Bibliothek gehen und komme mit einigen Kilo wieder raus.
Ach oder noch ein viel besseres Beispiel:
Dieser Artikel hier. Ich wollte diesen Artikel schreiben. Und habe kurz nach Serendipität gesucht.
Soll ich Euch mal zeigen, was mir in den 90 Minuten zwischen dem ersten Satz da oben und diesen Worten, die ich jetzt tippe, alles begegnet ist?
Harvard-Jura-Prof Cass Sunstein sagt sogar, dass es w#ä#re ein Design Prinzip, das Menschen neue und abweichende Perspektiven bieten und so eine gesündere Demokratie gewährleisten kann. Wir brauchen Serendipität, um frei zu sein.
bei David Letterman zu landen, wie er gemeinsamt mit Drew Barrymore ein Reaction-Video auf ihren Tabledance von vor 25 Jahren machte:
DAS ist Serendipity.
Gut, man kann es in vielen Fällen auch Prokrastinieren oder Zeit verschwenden nennen. In diesem Fall habe ich mich gezielt drauf eingelassen und wollte sehen, wo mich der Flow hinführt, nachdem der Timer abgelaufen ist.
Ali Abdaal spricht auch gerne vom Reithoff-Prinzip. Findet am besten selber raus, was es damit auf sich hat 😀
Architektur für Serendipität
In diesem Interview spricht Cass Sunstein darüber, wie eine Architecture for Serendipity mit einer großen Universität oder einer großen Stadt vergleichbar ist. Dort treffen wir ohne es vorher zu planen auf die unterschiedlichsten Menschen, Weltanschauungen, Erkenntnisse, Perspektiven und so weiter.
Ähnlich wie auf einem großen Marktplatz der Informationen.
In seinem Gedicht „Das Hilfsbuch“ hat Eugen Roth einen ähnlichen Verlauf von Serendipität nachgezeichnet, wie ich ihn da oben beschreiben habe.
Das kann ich von daher besonders gut nachvollziehen, weil es mich an mein Projekt 365xBROCKHAUS erinnert hat, innerhalb von einem Jahr den 30 bändigen BROCKHAUS durchzulesen. 9 Monate hatte ich geschafft und bin bis Romeo und Julia gekommen. So viel alphabetisch geordnete Serendipität in einem Dreiviertel Jahr ist mir seitdem nicht mehr passiert 🙂