Kategorie: Erkenntnisse

  • Autismus selbst diagnostizieren? (trifft auch auf ADHS zu)

    Als jemand, der auf Selbstbestimmungen für Autismus seit Jahren die Skala sprengt, kann ich das Video SO gut nachvollziehen und hatte ähnliche Gespräche mit meinem Hausarzt auch schon. Allerdings mit deutlich verständnisvollerem Ausgang.

    Und: Ich kann Ärzte auch in gewissem Umfang verstehen. Bei Brot und Butter Diagnosen kann das Googlen von Symptomen und selbstdiagnostizieren tatsächlich auch hinderlich sein.

    Allerdings sind mittlerweile wenig Selfassesments besser und treffgenauer als die für das Autismusspektrum.

    https://www.linkedin.com/posts/jeremyandrewdavis_actuallyautistic-autismawareness-autismadvocacy-activity-7125511057288171520-RUX7?utm_source=share&utm_medium=member_ios

  • Welche Waffen machen Sinn für Riesen?

    Wer hat sich diese Frage noch nicht gestellt?

  • Warum Spielen die Zusammenarbeit bei erwachsenen Säugetieren fördert

    Bei der ersten Begegnung mit einem fremden Hund zeigen die meisten Hunde erst Aggression. Doch sobald man sie von der Leine lässt und sie sich näherkommen, ändert sich ihr Verhalten.

    Sie wechseln zwischen aggressiver und spielerisch-unterwürfiger Haltung. Zeigt der andere Hund ähnliches Verhalten, wird kein Kampf stattfinden, sie werden spielen. Und wenn sie sich das nächste Mal begegnen? Kein aggressives Gebell, nur freundliche Begrüßungen und sofortiges Spielen.

    Genau wie bei den wilden Vorfahren, den Wölfen, traGEN Hunde die DNA in sich, die sowohl Aggression als auch Spielverhalten fördert. Wölfe in freier Wildbahn jagen im Rudel und müssen dabei eng zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit entwickelt sich durch spielerische Interaktionen, wodurch die Wölfe ihre dominanten Instinkte unterdrücken und zusammenarbeiten können, um ein großes Tier wie einen Elch zu erlegen. Obwohl Hunde hier bei uns an den Teichen wahrscheinlich keinen Elch zu Fall bringen, bleibt ihr Spieltrieb bestehen. Denn die Natur hat den Spieltrieb mit dem Lustzentren im Gehirn verknüpft, sodass er immer wieder belohnt wird.

    Spielen fördert bei Erwachsenen die Zusammenarbeit und das friedliche Zusammenleben. Es ist nicht nur ein kindlicher Zeitvertreib, sondern ein essenzieller Bestandteil sozialen Miteinanders. 

    Die versteckte Botschaft hinter dem Spiel: Unterdrückung des Dominanzverhaltens

     was genau unterscheidet ein „Spiel“ von einem echten Kampf?

    Ein echter Kampf zielt darauf ab, so schnell wie möglich zu siegen und Dominanz über den Gegner zu erlangen. Im Gegensatz dazu geht es beim Spielen darum, die Interaktion am Laufen zu halten – für den Spaß und das Training, das es bietet. Dabei müssen beide Tiere darauf achten, sich gegenseitig nicht zu verletzen oder gar zu gewinnen. Sie müssen die Zustimmung des anderen behalten; sonst endet das Spiel.

    Ein interessanter Aspekt: Beim Spielen passen stärkere Tiere ihr Verhalten oft an, um das schwächere Tier nicht zu einschüchtern.

    Das Spiel wird also zu einer gleichberechtigten, kooperativen Aktivität.

    Forschungen an Ratten haben gezeigt, dass sie beim Spielkampf bevorzugt in verletzliche Positionen gehen, wie die Bauch-oben-Position. Hier üben sie, wie man aus solch einer Lage herauskommt. Interessanterweise wechseln sie dabei die Rollen. Im echten Kampf würde natürlich keine Ratte freiwillig ihre dominante Position aufgeben.

    Ähnlich verhält es sich beim spielerischen Jagen. Bei den meisten Tierarten ist die bevorzugte Position, gejagt zu werden, und nicht zu jagen – ähnlich wie beim Fangenspiel unter Menschen. Bei Raubtieren wie Wölfen oder Hunden sieht das anders aus, da ihr Jagdspiel das Üben des Beutefangs darstellt. Aber generell zeigt sich im Spielverhalten: Es ist besser, untergeordnet und verletzlich zu sein, als dominant und unverwundbar.

    Das Spielen lehrt Tiere (und uns!), dass es manchmal besser ist, die Rolle des Unterlegenen einzunehmen und zeigt die Bedeutung von Kooperation und Gleichberechtigung. 

    Das Spiel als Grundstein für Moral

    Ich nhabe niemals darüber nachgedacht, dass Spielen mehr ist als nur Spaß und Zerstreuung.

    Laut Marc Bekoff, einem Experten für das Spielverhalten bei Hunden, zeigt das Spiel bei Tieren Verhaltensweisen, die als Kernelemente der Moral betrachtet werden, wenn sie bei Menschen auftreten:

    • Abmachungen treffen
    • Vertrauen
    • Fairness
    • sich entschuldigen
    • vergeben

    Wenn Hunde spielen wollen, zeigen sie den „Spielschwung“, eine Aufforderung zum Spiel. Bei Primaten ist es das „Spielgesicht“, vergleichbar mit unserem Lachen. Dies initiert den „Vertrag“ zum Spiel. Doch während des Spiels muss Fairness gewahrt werden. Wenn ein Tier das andere aus Versehen verletzt, ist eine Entschuldigung fällig. Diese kann beispielsweise durch das erneute Zeigen des Spielschwungs erfolgen. Wenn das verletzte Tier diese Geste erwidert, zeigt es damit seine Vergebung.

    Bekoff stellt fest, dass Tiere beim Spielen selten betrügen. Diejenigen, die es tun, etwa junge Kojoten, die einen Mitspieler ernsthaft angreifen, werden oft gemieden und führen ein isoliertes Leben. Das Spiel könnte also auch ein Mittel sein, die Verlässlichkeit eines Tieres in sozialen Verträgen zu prüfen.

    Es scheint so, dass Spielen ursprünglich dazu diente, jungen Tieren essentielle Überlebensfähigkeiten zu vermitteln. Aber weil soziales Spielen Kooperation erfordert, entwickelten Tiere Mittel, ihre angeborenen Dominanzbestrebungen zu unterdrücken. Die Signale für soziales Spiel wurden zu Signalen für Nicht-Aggression. Für viele Tiere, wie Wölfe, die in Rudeln jagen, ist Kooperation nicht nur im Spiel, sondern auch in anderen Aktivitäten wertvoll. Daher spielen diese Arten auch im Erwachsenenalter.

  • Van Neistat erzählt, wie 368 als Scenius entstand

    Die Geschichte kannte ich noch gar nicht:

    Ein bisschen wie Gertrude Steins Salon oder Max Plancks Parties

  • Wissenschaft(skommunikation) mit 1000 kleinen Schiffen und Science Houses

    Wir alle befinden uns auf einem großen Forschungsschiff, das auf einen Eisberg zusteuert.

    Anstatt uns auf die bevorstehende Gefahr zu konzentrieren, streiten wir darüber, ob es wirklich ein Eisberg ist, ob es gut wäre, ihn zu treffen und warum wir überhaupt alle auf demselben Schiff sind.

    Das wirkliche Problem:

    Alle versuchen, das große Schiff in nur eine grobe Richtung zu steuern, anstatt viele kleine Schiffe auf unterschiedliche Erkundungsfahrten zu schicken. Das ist das Dilemma der modernen Wissenschaft.

    Mit dieser Vorstellung von „großem Schiff“ verglichen mit dem „kleinem Schiff“ beleuchtet Adam Mastroianni von experimental-history.com den Kern eines Problems in der Wissenschaft.

    Während alle versuchen, das große Schiff (den Hauptwissenschaftsbetrieb) zu steuern und zu reformieren, wird oft vergessen, dass wahre Entdeckungen häufig durch die „kleinen Schiffe“ gemacht werden, also individuelle und unkonventionelle Ansätze.

    https://www.experimental-history.com/

    Ein Schlüsselerlebnis diesbezüglich stammt aus Adams Zeit als Doktorand. Sein Doktorvater Dan Gilbert legte Wert darauf, sich nicht sofort auf Forschungsprojekte zu stürzen, sondern gemeinsam hunderte von Ideen zu diskutieren und zu verwerfen.

    Erst später verstand er, dass Gilbert ihm dabei half, sein wissenschaftliches Gespür zu schärfen. Durch diese Diskussionen, das kontinuierliche Zerlegen und Neuformen von Ideen, lernte er mehr als durch jedes akademische Lehrbuch. Die gesammelten Erfahrungen glichen einem Teebeutel, der in einem Becher mit „Wissenschaftssaft“ zieht, der jeden Aspekt seines Denkens durchdringt.

    Erschreckenderweise scheint diese intensive, kollegiale Form der Wissenschaftsausbildung selten zu sein. Viele Doktoranden haben nur minimalen Kontakt zu ihren Betreuern und ihnen fehlt oft die tiefe Auseinandersetzung mit ihrem Forschungsthema. Die Zeit im Gilbert-Labor hat Adam geprägt und  gezeigt, wie wichtig es ist, den nächsten Generationen die Chance zu geben, sich in diesem „Wissenschaftssaft“ zu tränken.

    Wissenschaft in der Öffentlichkeit

    Eines der erstaunlichsten Erkenntnisse in Adams Karriere war die Entdeckung seiner eigenen Stimme als Wissenschaftler.

    Jahrelang glaubte er, Schwierigkeiten zu haben, über Ideen zu schreiben. Wann immer er versuchte, einen Artikel für ein Fachjournal zu verfassen, fühlten sich die Worte falsch an. Doch als er begann, in seinem eigenen Ton für die Öffentlichkeit zu schreiben, wurde ihm bewusst, wie befreiend das sein kann. Es war nicht nur einfacher, sich auszudrücken – es entstanden ganz neue Gedanken.

    Diese Transformation verstärkte sich, als er gemeinsam mit seinem Kumpel Ethan den Artikel „Things could be better“ veröffentlichte – eine echte wissenschaftliche Arbeit, verfasst in verständlicher Sprache. Als er mehr Aufrufe erhielt als seine vorherigen zwei Fachartikel zusammen, wurde ihm klar, welches Potenzial in dieser Form dieser Wisschenscahfts-Kommunikation steckt.

    Es erscheint historisch absurd, dass bezahlte und perr-reviewte Journale das Monopol über wissenschaftliche Kommunikation haben. Das größte Problem dabei ist nicht nur der verlorene Zeitaufwand oder die oft langweilige Art der Darstellung, sondern wie dieses System innovative Ideen bereits im Keim erstickt. Die permanente Frage „Wird das akzeptiert?“ hemmt den freien Gedankenfluss und führt dazu, dass revolutionäre Ideen gar nicht erst entstehen. In einer Welt, die dringend neue Lösungsansätze braucht, ist das fatal.

    Adams Schlussfolgerungen daraus sind klar:

    1. Das Erlernen wissenschaftlicher Methoden ist ein mysteriöser Prozess, bei dem man viel Zeit mit jemandem verbringen muss, der die Abläufe kennt. Nur so kann man seine Intuitionen, die wertvollsten Forschungsfähigkeiten, verfeinern.
    2. Wissenschaft muss ehrlich, mit persönlicher Stimme und in verständlicher Sprache ausgedrückt werden, zugänglich für alle Interessierten. Nur durch diese Freiheit können Ideen in ihrer vollen Tiefe gedeihen.

    In dieser neuen Ära der Kommunikation sollten wir uns nicht länger durch traditionelle Paradigmen einschränken lassen. Es ist Zeit, die wissenschaftliche Kommunikation neu zu gestalten.

    Science Houses – oder auch: Scenius der Forschung?

    Wie kann man den traditionellen Wissenschaftsbetrieb revolutionieren und Forschung effizienter und menschlicher gestalten?

    Adams Idee: Ein „Science House“.

    Junge Forschende wohnen im Obergeschoss eines Hauses und arbeiten in Laboren im Erdgeschoss. Ihr Mentor:innen leben in der Nähe, und alle verbringen Zeit zusammen, diskutieren und forschen. Ähnlich wie bei einem Doktoratsstudium, allerdings ohne dessen stressige Aspekte. Keine Sorgen um akademische Karrieren, kein Druck, langweilige Artikel hinter Paywalls zu schreiben, keine monatelangen Prüfungsvorbereitungen. Stattdessen freier Zugang zu Forschungsergebnissen und echte, bedeutungsvolle Experimente.

    Austin Kleon nennt das auch Scenius (eigentlich hat Brian Eno schon von Scenius gesprochen, aber Austion Stealt halt wie ein Artist :-D) und hat hier in seinem Newsletter einige Karten von SCenius skizziert.

    Genius is an egosystem, scenius is an ecosystem.

    Lustigerweise dachte ich die ganze Zeit an das, was Anne-Laure le Cunff gestern in unserem Interview für Free Range Thinking gesagt hat. Und Zack: Kommt Austin bei ihrem Artikel zum Collective Brain an 😀

    Adams Vision geht aber noch weiter: Mehrere dieser „Science Houses“ könnten nebeneinander existieren, jeweils mit einem anderen Forschungsschwerpunkt, wie Psychologie, Theoretische Physik oder Botanik. Doch anstatt zu expandieren und bürokratisch zu werden, sollten sie klein und unabhängig bleiben. Diese autonomen „Little Ships“ könnten in unterschiedliche Richtungen steuern und sich dabei gegenseitig bereichern.

    Derzeit erleben wir einen Trend, bei dem immer mehr Menschen außerhalb von Universitäten forschen. Sie führen Studien im Internet durch, starten Open-Access-Journale oder richten in ihren Kellern Biologielabore ein. Dieser Online-Trend benötigt einen physischen Ankerpunkt, wo Ideen geteilt und diskutiert werden können. Genau das könnten die „Science Houses“ sein: physische Begegnungsstätten für eine digitale Bewegung.

    Natürlich ist dieser Ansatz nicht für alles und jeden geeignet. Manchmal benötigt die Forschung große Einrichtungen, teure Expeditionen oder ein MRT. Aber oft reicht es aus, wenn engagierte Menschen gemeinsam über Ideen brüten und experimentieren. Und das kann perfekt in einem „Science House“ passieren.

    Ich muss gerade grinsen, weil Perry Knoppert letzte Woche noch erzählte, er wäre bei PHILIPS reinmarschiert und gefragt, ob er mal ein MRT haben könnte 😀 

    Finanziell ist das Konzept umsetzbar: Für etwa 15 Millionen Dollar könnte ein solches Haus nachhaltig finanziert werden. Zum Vergleich: Harvard gab 2022 ebenso viel nur für Porto aus. Mit dem Geld, das eine Eliteuniversität für Ablehnungsbriefe ausgibt, könnte man also eine völlig neue Art wissenschaftlicher Institution finanzieren.

    Millionen-Dollar-Toiletten: Das ineffiziente System der Wissenschaftsfinanzierung

    Die Finanzierung wissenschaftlicher Forschung kann teuer und ineffizient sein. Angenommen, jemand hat 100 Millionen Dollar für die Forschung zur Verfügung. Beim heutigen System geht ein Großteil dieses Geldes nicht direkt in die Forschung. Universitäten erheben sogenannte „indirekte Kosten“ von Forschungsgeldern. Zum Beispiel erhebt die Johns Hopkins University 63,75% auf Bundesmittel, die ihre Forscher einbringen. Diese „indirekten Kosten“ sollen die laufenden Kosten der Universität decken. Doch oft finanzieren sie auch nicht direkt forschungsbezogene Ausgaben.

    Aber das ist nicht das Ende der Geldverschwendung. Professoren sind auf Forschungsförderung angewiesen und das Beantragen dieser Gelder ist zeitaufwändig. Viele Forschungsanträge werden abgelehnt, und die Zeit, die für die Erstellung dieser Anträge aufgewendet wird, ist oft verlorene Zeit. Forscher verbringen durchschnittlich 34 Tage pro Forschungsantrag. Schätzungen zufolge werden zwischen 10% und 35% des Forschungsbudgets für den Bewerbungsprozess selbst aufgewendet. Daher sind von den ursprünglichen 100 Millionen Dollar nach Abzug aller Kosten nur noch wenige Millionen für die eigentliche Forschung übrig.

    Die aktuelle Finanzierungsstruktur fördert nicht unbedingt qualitativ hochwertige oder innovative Forschung.

    Risikoreiche oder interdisziplinäre Projekte werden oft übersehen, und viele von der US-Regierung finanzierte Forschungen werden nie zitiert. Trotz all dieser Ausgaben könnten mit 100 Millionen Dollar sechs „Science Houses“ dauerhaft finanziert werden.

    „Science Houses“ könnten eine revolutionäre Lösung sein. Hier würden Wissenschaftler und Forscher zusammenleben und arbeiten, mit weniger bürokratischem Aufwand und mehr Freiheit in der Forschung. Die Vision hinter „Science Houses“ ist es, jungen, talentierten Menschen Raum, Unterstützung und Freiheit zu geben, um kreativ und unabhängig zu forschen. Aktuell verlassen viele talentierte Forscher die akademische Welt, entweder weil sie die ineffiziente Struktur satt haben oder weil sie in einem so restriktiven System keinen Platz finden.

    Klingt auch ein bisschen nach Startup-Haushalten.

    Diese ineffiziente und restriktive Struktur der akademischen Forschungsfinanzierung hindert viele potenziell brillante Köpfe daran, ihre volle Kapazität zu nutzen. Es ist nicht nur tragisch für die Einzelpersonen, sondern auch für die Gesellschaft, die von ihren möglichen Entdeckungen profitieren könnte.

    Wir sollten echt mal überlegen, wie wir alternative Modelle wie „Science Houses“ an den Start kriegen, von denen aus , die kleinen Schiffe, die von der Hauptstrecke abweichen, in See stechen und neue Horizonte entdecken könne. 

  • Making it so – Die Memoiren von Patrick Stewart

    Ach schön, das ist doch was für den Herbst. 

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    Sir Patrick Stewart, mit 83 Jahren immer noch eine beeindruckende Persönlichkeit und einer der prägendsten Schauspieler für mich seit ich 14 oder 15 bin, hat seine Autobiographie „Making It So“ veröffentlicht. Ein Titel, der nicht nur auf Captain Picards berühmtes Kommando in „Star Trek“ anspielt, sondern auch auf Stewarts bewegte Lebensgeschichte.

    Geboren und aufgewachsen in Yorkshire, in armen Verhältnissen, verließ Stewart die Schule mit 15 Jahren. Bevor er jedoch zum Hollywood-Superstar avancierte, durchlebte er eine komplexe Reise. Ein Produzent entdeckte ihn zufällig bei einer Shakespeare-Lesung an der UCLA. Trotz seiner 20-jährigen Erfahrung mit der Royal Shakespeare Company und im Alter von 46 Jahren, hatte Stewart nie eine herausragende Rolle auf der Bühne oder im Film gehabt.

    Sein erstes „Star Trek“-Vorsprechen? Ein Desaster. Während der Wartezeit auf eine Antwort versuchte er sich sogar kurzzeitig als professioneller Squashspieler.

    Sein Buch offenbart zwar seine inneren Kämpfe, insbesondere die Traumata seiner Kindheit, in der er miterleben musste, wie sein Vater seine Mutter schlug, und das Scheitern seiner ersten beiden Ehen. Doch gleichzeitig wird auch seine Bewunderung für andere Stars und sein sanfter Umgang mit jenen, mit denen er Konflikte hatte, deutlich.

    Sein Zuhause ist gefüllt mit Kunst und liebevollen Erinnerungen an Freunde, einschließlich handgezeichneter Illustrationen von ihm und seinem Seelenverwandten Ian McKellen.

    Das Interview zu MAKING IT SO bei WIRED macht klar, dass Stewart zutiefst zufrieden ist mit dem Weg, den sein Leben genommen hat. Aber auch, dass ihm bewusst ist, dass er nicht mehr viele Jahre vor sich hat. Er ist ein Mann, der eine harte Reise hinter sich hat, geprägt von Vergebung – sowohl sich selbst als auch seinem Vater gegenüber.

    Stewarts Autobiographie scheint nicht nur eine Geschichte seiner Karriere zu sein, sondern auch eine Reise der inneren Heilung und Selbstakzeptanz. Es ist das Porträt eines Mannes, der trotz oder gerade wegen seiner Erfahrungen gelernt hat, mit Empathie und Großzügigkeit durchs Leben zu gehen.

    Ein paar Highlights aus dem WIRED Interview mit Patrick Stewart

    1. Psychologische Entwicklung von Picard: Stewart betont, dass er und die Figur Jean-Luc Picard zu Beginn sehr unterschiedlich waren. Diese Trennung ist einer der Gründe, warum die erste Staffel von „The Next Generation“ nicht zu den besten gehört. Stewart brachte zu viele seiner Theatertechniken aus seiner vorherigen Bühnenkarriere in die Serie ein.
    2. Picards emotionale Komplexität und Stewarts Kindheit: Erst später in der Serie zeigte Picard emotionale Konflikte und unterdrückte Wut. Dieser Wandel fiel mit einer Zeit in Stewarts Leben zusammen, in der er mit einer Therapie begann. Er erzählt von einer schwierigen Kindheit mit einem Vater, der PTSD hatte. Teile von Picards strenger und einschüchternder Natur stammen von Stewarts Vater, während Momente von Wärme und Sensibilität von seiner Mutter beeinflusst sind.
    3. Stewarts Verbindung zur LGBTQ+ Gemeinschaft: Stewart wird von vielen Menschen – dem Interviewenden eingeschlossen – für homosexuell oder bi gehalten. Er selbst definiert seine eigene Sexualität zwar nicht, aber er beschreibt wie eng er mit homosexuellen Schauspieler:innen arbeitete und betont, wie sehr er ihre Gesellschaft schätzte. Er betont, wie beeindruckt er von ihrer Freundlichkeit, Großzügigkeit und ihrem Engagement für ihre Arbeit war.
    4. Vergleich zwischen Xavier und Picard: Auf die Frage nach den Unterschieden zwischen den Charakteren Charles Xavier (aus X-Men) und Jean-Luc Picard, erklärt Stewart, dass Xavier durch seine körperliche Behinderung mehr Empathie als Picard entwickelt hat. Er spricht auch darüber, wie die Scham über die häusliche Gewalt in seiner Kindheit seine Darstellung von Picard und Xavier beeinflusst hat.
    5. Stewarts persönliche Reflexion und seine Rolle in „The Inner Light“: Stewart teilt seine eigenen Kämpfe mit dem Selbstwertgefühl und wie er lernte, sich selbst zu mögen und zu vergeben. Seine Lieblingsfolge im Star Trek-Universum ist „The Inner Light“, in der Picard das Leben eines anderen Menschen über Jahrzehnte lebt. Ein persönlicher Grund für seine Zuneigung zu dieser Episode ist, dass sein echter Sohn Daniel in dieser Episode seinen Sohn spielt.
  • NOMADS: Bisher gab es keine Geschichte der Nomaden

    Weil die meisten Nomaden keine AUfzeichnungen gemacht haben. Was total Sinn ergibt, denn die hätten sie dann ja die ganze Zeit mit sich rumschleppen müssen. 

    Letzte Woche habe ich mit Sharon für unseren Free Range Thinking Podcast über Neurodiversity Perry Knoppert, den Begründer des Octopus Movement interviewt und er legte uns das Buch Nomads – The Wanderers Who Shaped Our World von Anthony Sattin ans Herz.

    Denn das nomadische im Menschen und in unseren Gehirnen ist immer noch vorhanden. Das etwas besser zu verstehen, hilft auch, uns selber besser zu verstehen. 

    Kurze Zusammenfassung des Videos

    Im Gespräch mit Intelligence Squared beleuchtet Autor Anthony Sattin die oftmals übersehene Rolle der Nomaden in der Geschichte der Zivilisation. Sein Buch „Nomads: The Wanderers who shaped our world“ stellt die tiefgreifenden Auswirkungen dar, die Nomaden auf verschiedene Gesellschaften und Kulturen hatten.

    Bewegung als zentraler Aspekt des nomadischen Lebens

    Sattin betont, wie Forschungen aus den 60er und 70er Jahren zeigten, dass Bewegung eine entscheidende Rolle in der kindlichen Entwicklung spielt. Er zieht Parallelen zur nomadischen Lebensweise und schlägt vor, dass manche Kinder in einem nomadischen Umfeld besser gedeihen könnten.

    Nomaden als Vermittler zwischen Ost und West

    Die Scythen und andere Nomadenstämme spielten eine Schlüsselrolle in der Verbindung zwischen Ost- und Westkulturen. Statt sich auf Kriege zu konzentrieren, waren sie hauptsächlich am Handel interessiert. Ihre expansive Reichweite und Beweglichkeit ermöglichten den Austausch von Gütern und Ideen über große Entfernungen.

    Die Wahrnehmung von Nomaden

    Trotz ihrer Beiträge zur Geschichte wurden Nomaden oft missverstanden oder übersehen. Selbst Größen wie Benjamin Franklin konnten den Wunsch mancher Menschen, nomadisch zu leben, nicht nachvollziehen. Doch, wie Sattin argumentiert, haben Nomaden ein tieferes Verständnis und eine Verbindung zur natürlichen Welt.

    Anthony Sattin hebt die entscheidende Rolle hervor, die Nomaden in der Gestaltung unserer Weltgeschichte gespielt haben. Ihr Einfluss erstreckt sich über Kontinente und Jahrhunderte hinweg und bietet ein reiches Erbe, das es zu erkunden und zu schätzen gilt.

  • So wie Wikinger angezogen waren, haben sie vermutlich auch wie ABBA gesungen

    Dieses lustige Foto aus dem historischen Museum Oslo zeigt, wie Wikinger vermutlich ausgesehen haben. Basierend auf Rekonstruktionen der Färbemittel in den Klamotten. 

    Seiht sehr viel mehr nach meinen Eltern in den Siebzigern aus, als nach Grimdark bei Abercrombier oder Forsyth. 😀