Kategorie: Schreiben

  • Analoge Nomaden und ihre Werkzeuge – die Olivetti Lettera 32

    Analoge Nomaden und ihre Werkzeuge – die Olivetti Lettera 32

    Und gerade fällt mir die Ironie gleich im Anschluss an die Idee zum Posting über das Navi ein.

    Lustigerweise war ich gestern, wo ich mich über die Segnungen der Digitalisierung freute, auf dem Weg, um mir ein Gerät zu kaufen, mit dem ich mir das Leben wieder etwas langsamer und schwerer machen kann.

    Dabei diktierte ich diese Worte während der Fahrt in meine Uhr, sie erschienen auf meinem Telefon und von dort heute mit unglaublicher Schwuppsizität in der ganzen Welt.

    Die kognitive Leistung, um die Autofahrt für etwas produktives zu nutzen, schaufelt mir wie gesagt das Navi frei. Ich muss in meine Straßenkarte schauen oder auf Straßenschilder achten.

    Und das ganze, um einen Kindheitstraum von Schreibmaschine zu holen, mit der ich dann mit echter, körperlicher Arbeit zu schreiben werde.

    Verrückt. Aber das Kind wollte auch seit Wochen auf einer Schreibmaschine tippen. Das ist ein guter Grund, für ein Vatertochterabenteuer 🙂

    Die Olivetti Lettera 32 ist eine bildhübsche Maschine, wir haben uns direkt in das türkisgrau verliebt, das an die Farbe für Gewässer auf Landkarten erinnert und der Herr, von der wir sie geholt haben, hat das Teil SOWAS von gepflegt. Ungefähr so dürfte sie aus dem Werk Ivrea in der Nähe von Turin gekommen sein. Vom Typenschild her zu urteilen, zwischen 1964 und 1966.

    Aber jetzt erst lese ich, was für einen Schatz wir entdeckt haben:

    Marcello Nizzoli hat da ganze Arbeit designed. Er war zwischen den 30er und 60er Jahren einer der einflussreichsten Produktdesigner Italiens und die ebenfalls von ihm designten Vorgängerinnen Lexicon und Lettera 22 stehen beide im MoMA.

    Und der Tastenanschlag ist großartig! Ich hab schon einige Schreibmaschinen gehabt, aber das waren entweder eher Spielzeuge oder Vorkriegsmodelle, die schon bessere Zeiten gesehen hatten. Die Lettera ist mal ein echtes Arbeitstier für Vieltipper unterwegs gewesen. Knappe 5 Kilo Gewicht und nur das Nötigste an Funktionen, die dafür aber SEHR smart. Selbst die Tasten sind flach, um Gewicht und Platz zu sparen. Statt einer Taste für die 1 benutzt man ein kleines L. Statt Semikolon ein Apostroph und Punkt. Das MacBook seiner Zeit. Durch die Bodenplatte kann man sie tatsächlich auf dem Schoß benutzen.

    Cormac McCarthy hat alle seine Bücher – auch The Road – auf der L32 geschrieben. Dann wurde seine Lettera für 254.400 Dollar versteigert und er hat sich für 11 Dollar ne neue Gebrauchte gekauft 😉 in den über 40 Jahren, die er seine Lettera benutzt hat, brauchte sie keinen Service oder Reparatur. Nur hin und wieder den Staub mit Druckluft an der Tankstelle ausblasen. Der New Yorker hat eine schöne Aufnahme von der abgewetzten Maschine.

    Arbeitsgerät für analoge Nomaden sozusagen. Vermutlich würde man nach 5 Minuten aus jedem Starbucks fliegen, wenn man mit dem Schätzchen dort losklappert 🙂

    Kind und ich sind begeistert und tippen uns zurück in die 1960er.

    Und werden mal bei #typedonanolivettielettera mitmachen, das Hashtag, das Sally Lloyd Jones ins Leben gerufen hat.

    Oh und auf diesem Modell hat Francis Ford Coppola das Drehbuch zu The Godfather geschrieben.

  • Podcast Entdeckung über das Schreiben: sexy & bodenständig

    Ich fast keine deutschsprachigen Podcasts – umso schöner, wenn ich einen schönen finde. So sexy & bodenständig von Alena Schröder und Till Raether (der hier zur 50. Folge 50 Tips zum Schreiben geschrieben hat und auf Mastodon einen Fortsetzungsroman in 365 Teilen schreibt (sehr cooles Projekt))

    Die aktuelle Folge dreht sich um die Frage, was ist eigentlich Talent und braucht man es zum schreiben?

    Via Margarete Stokowski

  • 100 Tage ohne Unterbrechung gebloggt. yaaaaay!

    100 Tage ohne Unterbrechung gebloggt. yaaaaay!

    Manche Dinge überraschen Dich ja plötzlich selbst. Als ich im August oder September wieder Lust aufs Bloggen bekam, hatte ich mir erstmal nix vorgenommen. Außer, mich daran zurück zu erinnern, wie mein Blogpapa Robert Basic zu seinen besten Blogzeiten geschrieben hat.

    Das ist eigentlich sogar immer noch so 🙂

    Meine Motivation war vor allen Dingen, wieder regelmässige Redakteurserfahrung mit dem neuen WordPress zu machen. Mit Gutenberg und seinen Blöcken zu experimentieren und dann stieß ich wieder auf die WordPress App.

    .o0(Ach ja und dann hat da ein Clown Twitter gekauft und mir wurde schlagartig so richtig bewusst, wie wichtig es ist, Dein eigenes kleines Stück Internetgarten zu pflegen, in dem dir keiner rumtrampeln oder einfach das Tor abschließen kann. Danke dafür Elon)0o.

    Aber die App! Die ist so großartig! Erst WordPress, jetzt die Jetpack App macht einfach SOOO viel Spaß.

    Gerade das Schreiben möchte ich immer und überall können.

    Aber:

    Ich möchte auch direkt ins Blog schreiben und nicht erst auf dem Telefon in einer Notizapp vorschreiben und dann ins Blog C&Pen.

    Fire and Forget.

    Ohne immer zum Rechner zu latschen, die Heizung im Büro anzumachen, zu warten, bis alle Geräte angesprungen sind.

    Schreibgerät aus der Tasche ziehen, lostippen, posten.

    Im Editor der Jetpack-App denke ich auch anders, als wenn ich vor dem Rechner sitze.

    Vielleicht liegt es daran, dass das Tippen mit zwei Daumen langsamer ist als mit 10 Fingern und dem Schreiben von Hand dadurch etwas näher kommt.

    Vielleicht ist es auch der blaue Kasten um die einzelnen Blöcke bzw Absätze, die mich immer in einzelnen Gedanken schreiben lassen und ganz natürlich eine Bremse und Struktur einbauen.

    Ich weiß es nicht.

    Mittlerweile freue ich mich schon jeden Morgen auf den #dailyprompt von WordPress, der fast immer eine interessante Schreibanregung liefert.

    Trotzdem freue ich mich, heute die 100 Tage ununterbrochenes Bloggen voll und in der Zeit über 300 Beiträge gepostet zu haben.

    Und ja: Hier geht es um Quantität. Denn erst durch die vielen Beiträge entstehen auch die qualitativ hervorragenden. Das andauernde und regelmäßige wiederholen und suchen von Ideen oder Links auch nur für das kleinste Posting trainiert den Blick und macht Lust aufs Dranbleiben.

    Das habe ich von 3 Dingen gelernt.

    Durch Seth Godins Unterscheidung zwischen Hartnäckigkeit und Konsistenz.

    Durch das photographieren

    Und durch Ed Sheerans unglaubliche Produktivität beim Songschreiben:

    The more you write tunes, the better they will become. The more you do gigs, the better you will become. It’s just kind of like the facts of life; the practice makes perfect thing. Keep your fingers crossed, start from the bottom and work your way up.

    Ed Sheeran

  • Legends and Lattes Rezension – und Travis Baldree Interview zu Cozy Fantasy

    Boah war DAS entspannend!

    Das Hörbuch zu Legends and Lattes macht dem selbst geschaffenen Genre der Cozy Fantasy alle Ehre. Eine Orkdame hängt Ihr Schwert an den Nagel und macht mit Hilfe des letzten legendary Loot-Items ein Café auf 🙂

    Nachdem sie in Azimuth Kaffee getrunken hat, läßt sie der Lebenstraum nicht mehr los.

    Alltagsleben und -Sorgen in einer Fantasystadt.

    Sehr, sehr schön 🙂

    Und da der Autor eigentlich Sprecher für Indie-Hörbücher ist, hat er sein Debut natürlich auch selbst eingesprochen und haucht seinen Lieblingen SO großartig Leben ein!

    Absolute Empfehlung!

    Hier quatscht er drüber:

  • Paper Mills schreiben seit Jahren wissenschaftliche Arbeiten auf Bestellung. Das wird mit ChatGPT wohl nicht besser werden sondern schlimmer

    aber WIE krass das Ausmnaß dieser Papiermühlen tatsächlich ist, war mir nicht bewusst.

    Manche gehen davon aus, das fast ein Viertel von 2,8 Millionen (!) jährlichen wissenschaftlichen Artikeln komplett frei erfunden sind.

    Bis hin zu erfundenen Studien, Forschungsprojekten und Experimenten. Mit frei erfundenen Daten. Die aber komplett durch die Peer Reviews durchgehen.

    Infosperber dröselt das Problem ganz aktuell hier auf.

  • Was stimmt eigentlich mit mit den Übersetzungsabteilungen bei deutschen Verlagen nicht?

    Ich muss mich mal kurz aufregen. Das Filmtitel völlig quatschig übersetzt werden, wird gefühlt ja schon weniger. Oder es fällt mir nicht mehr auf.

    Aber:

    Gestern suchte ich nach dem Hörbuch von John Gwynnes SHADOW OF THE GODS

    Ich höre zuerst immer gerne in die deutsche und die englische Version rein und entscheide dann, was stimmungsvoller klingt. In diesem Fall gab es keine deutsche Version. Das Buch ist ja auch erst 2 Jahre alt…

    Aber gut, Audible hat die aktuellste Trilogie von Joe Abercrombie ja auch immer noch nicht fertig bekommen. Übrigens ist Gwynne ein sehr passender Ersatz. Zumindest, wenn man Grimdark generell und Logen Neunfinger im speziellen ins Herz geschlossen hat.

    Also hab ich angefangen, die englische Version zu hören.

    Heute stelle ich dann durch Zufall fest, dass es die deutsche Variante doch gibt.

    ABER DER TITEL!

    Was stimmt denn nicht mit Übersetzern, die aus

    SHADOW OF THE GODS

    im Deutschen

    NORDNACHT machen?

    Wie zur Hölle soll man DAS denn bitte schön finden?

    Und wo wir schon bei Abercrombie sind:

    Wer übersetzt THE BLADE ITSELF – in den unpassenden Deutschen Tite Kriegsklingen und macht aus THE FIRST LAW TRILOGY die deutschen „Klingenromane“?

    Nicht nur, dass diese Umdeutung und Fehlübersetzung künstlerisch anmaßend sind: Wenn man als Kund:in dann nicht das findet, was man kaufen möchte, ist das ECHT frustrierend.

    Kannste doch in Zeiten von Internet und Amazon nicht mehr machen.

    Kopfschüttel.

  • Ghostwriter – die mechanische DIY Schreibmaschine mit ChatGPT auf einem RaspberryPi

    Ghostwriter – die mechanische DIY Schreibmaschine mit ChatGPT auf einem RaspberryPi

    Boah ist das große Bastler-Kunst, die Arvind Sanjeev da gebaut hat:

    Er hat die Tastenanschläge der alten Brother Schreibmaschine aus den 1990ern durch einen Arduino geschickt, dass dann an einen Raspberry Pi, der mit ChatGPT kommuniziert und die Antwort aufs Papier tippen läßt.

    Dann hat er ein Zine aus seinen Lieblingsantworten gebastelt

    Den Bau hat Arvind hier dokumentiert

    Dann meldet sich jemand, dessen Vater die gleiche Schreibmaschine besaß und er selbst hat AI schon zig Gute Nacht Geschichten schreiben lassen

    https://www.bedtimestory.ai/

    Und dann kommt jemand um die Ecke und sagt, dass Asimov genau diese Idee 1953 beschrieben hat 🙂

    Ich musste vor allem mal wieder an Konstantin und seine Informachines http://informachines.net denken 🙂

    via Ars Technica
    https://arstechnica.com/information-technology/2022/12/meet-ghostwriter-a-haunted-ai-powered-typewriter-that-talks-to-you

  • Was da von Thomas Mann getwittert wird, hätte er selbst wohl nicht getwittert. Weil Tagebuch. Aber Tagebücher von Nobelpreisträgern in Tweets lesen ist schon spannend

    Nicht aus Voyeurismus sondern, um den Tellerrand der eigenen Tagebuchführung zu erweitern.

    Wenn ich Thomas Mann höre, denke ich automatisch an meine Deutschlehrerin aus der 7. Uhr 8. Klasse denken, die zu sagen pflegte:

    „Hauptsätze, Hauptsätze, HAUPTSÄTZE!“

    Und das Interview zum Twitterer hinter @dailymann liest sich super

  • Filzstifte mit Füllertinte befüllen

    Filzstifte mit Füllertinte befüllen

    Wie colonist DAS denn! Von kakimori gibt es DIS Fineliner, bei denen man die Watte-„Patrone“ in die eigene Lieblingstinte stellt, sich voll saugen lässt und dann losschreiben kann.

    Derbe nachhaltig

    Und ein tolles Last Minute Geschenk.

    440 Yen sind aktuell 3,15 Euro. Von daher dürften die bis sie hier sind gut 5-6 Euro pro Stück kosten.

    Aber schon cool 🙂

    Entdeckt im Jahresrückblick bei Inky Rocks bei Minute 28:30

  • Eine der bizarrsten Hilfestellungen im Internet

    Eine der bizarrsten Hilfestellungen im Internet

    Handschriftlich von Ärzten gekritzelte Todesursachen jahrzehntelang Verstorbener entziffern lassen.

    So regelmäßig im subreddit zum Thema Handschrift zu sehen.